Wann wirst du endlich schwanger? Interview mit Alexandra Potratz, Gründerin und Vorstandsvorsitzende von intombi e.V.
Alexandra hat im März 2020 ihre erste Tochter geboren und lässt euch an ihren Erfahrungen mit Vorurteilen, Hürden und kleinen Wundern rund um die Schwangerschaft teilhaben. intombi unterstützt Mädchen und junge Frauen weltweit dabei, ihre Passion zu finden und sie zu leben. Mit dem Online Passion Magazin gibt intombi ihnen die Möglichkeit zum Austausch untereinander und bietet ihnen eine Plattform zur gegenseitigen Unterstützung.
Ein Baby zu bekommen ist eine große Sache. Wie hast du den Weg zu dieser Entscheidung empfunden?
Der Weg war geprägt von der Frage „Wann wirst du endlich schwanger?“
Ich wurde in den letzten Jahren sehr häufig von den unterschiedlichsten Leuten darauf angesprochen, wann ich (endlich) ein Baby bekomme werde. Manchmal habe ich diese Frage als ehrliches Interesse an mir empfunden. In dem Fall wurde die Frage im richtigen Moment gestellt und die Beziehung zu der fragenden Person hatte so eine gute Basis, dass ich gerne geantwortet habe. Allerdings entstand bei mir bei einigen, die mir diese Frage nach der Schwangerschaft stellten, der Eindruck, dass sie nur eins und eins zusammenzählten: Über 30 Jahre alt und verheiratet bedeutet, dass es da doch einen Babywunsch geben muss. Diese Frage implizierte in diesem Fall bereits die Vorstellung der richtigen Antwort. Die Vorstellung, dass man mit dem „Ja“ vor dem Standesbeamten oder dem 30. Geburtstag den Kinderwunsch anzündet, traf auf mich aber einfach nicht zu. Diese normative Vorstellung, die auf mich durch diese fast schon rhetorisch gestellte Frage projiziert wurde, hat mich manchmal geärgert. Häufiger hat sie mir gezeigt, wie beschränkt Vorstellungen von Lebensmodellen und „der Rolle der Frau“ in vielen Köpfen anscheinend sind. Zumal es ja wirklich überhaupt nichts Besonderes sein dürfte, mit seinem Leben auch ohne Baby zufrieden zu sein.
Den Höhepunkt dieser Vorstellung einer Frau, die das Mutter sein unbedingt als Ziel verfolgen muss, erlebte ich als eine Bekannte alle anwesenden Freundinnen jeweils nach dem Fortschritt zu Kind, Hausbau und Schwangerschaft befragte und mich schließlich grübelnd und ein wenig mitleidig ansah und schließlich fragte: „Wolltet ihr euch nicht einen Hund anschaffen?“. Weiterentwicklung in meinem Leben konnte also nur die Anschaffung eines Hundes sein, wenn ich bei den anderen „Klassikern“ nichts zu bieten hatte. Verrückt, dass dies scheinbar in der Vorstellung einiger der einzige mögliche erfolgreiche Lebensweg zu sein scheint.
Ich habe nie Nächte lang von der Traumhochzeit geträumt (OK, vom Kleid vielleicht schon ;)) oder mir auch nie ausgemalt, wie das Leben wohl mit vier Kindern sein wird. Das war lange Zeit sehr weit weg und auch, wenn ich inzwischen die Traumhochzeit hatte und nun das süßeste (ja, es ist das allersüßeste ;)) Baby habe, war das zum Zeitpunkt der Frage nach dem Hund beides kein Thema für mich. Meine Gedanken drehten sich um mein gemeinnütziges Startup, mein Promotionsvorhaben, der Steigerung meines gesellschaftlichen Impacts und wie ich beim Streben danach möglichst viel lernen kann. Darüber hinaus natürlich auch um den nächsten Abend mit einer Weinschorle am Brüsseler Platz oder die nächste Reise um die Welt.
All diese Fragen nach der fehlenden Schwangerschaft waren auf dem Weg zur Entscheidung für ein Baby sehr präsent. Dennoch habe ich mich davon nicht stressen lassen und habe den richtigen Zeitpunkt für mich gewählt und weil ich viel Glück hatte, ist sie jetzt auch schon da – meine kleine Tochter.
Wie hast du deine Schwangerschaft empfunden?
Vor einer Schwangerschaft hatte ich immer viel Respekt. All die körperlichen Veränderungen und die verrückte Sache, dass da ein Baby in dir wohnt – ein komisches Konzept, dachte ich. Ich muss aber sagen, dass ich die Schwangerschaft dann ganz überraschend toll fand. Es war so schön mein Baby im Bauch mit mir rumzutragen und bei jedem Tritt zu merken, dass da jemand schon ganz schön stark ist. Auch die Leute reagieren so positiv, wenn sie deinen Bauch entdecken. Als ich nicht mehr so gut zu Fuß war, haben mir zum Beispiel einige Taxifahrer von ihren Kindern erzählt und mir mit so viel Freude in den Augen, von ihrem Erlebnis des Vaterwerdens berichtet. Die körperlichen Veränderungen passieren einfach und die meisten gehen ja glücklicherweise auch wieder. Und ja, Brajuu hat hier eine wichtige Aufgabe – der Körper ist im ständigen Wandel vom ersten Tag der Schwangerschaft bis zum letzten Tag des Abstillens. Egal, ob die gutsitzende Schwangerschaftshose oder der passende BH – das lässt sich alles gar nicht so leicht finden. Wenn das neue Schwangerschaftsoutfit dann endlich gut aussieht und auch noch bequem ist, hilft es sehr und ist super wichtig, um sich im eigenen veränderten Körper wohl zu fühlen.
Welche Tipps möchtest du Frauen mitgeben?
Die Entscheidung schwanger zu werden ist eine der persönlichsten die du treffen kannst. Daher besprich sie mit ausgewählten Menschen, die dich in deinem total individuellen Lebensweg unterstützen und dich nicht in ihre eigenen Idealvorstellungen pressen wollen. Schwangerschaft, Geburt und Stillen – das kann alles ganz easy, schön und entspannt ablaufen oder auch echt schwierig, schmerzhaft und belastend oder irgendwas dazwischen sein. Such dir Unterstützung, aber lass dich nur beraten und lass dir nicht Entscheidungen abnehmen. Egal ob Frauenärztin, Hebamme, Familie, Freunde – so manch einer geht sehr ideologisch an die Themen rund um Schwangerschaft ran. Suche daher bewusst deinen eigenen Weg. Kein Tipp, sondern eine Einladung: Schau vorbei auf unserem Online Passion Magazin @intombiforgirls und www.intombi.de und teile gerne deine Erfahrungen mit anderen Mädchen und jungen Frauen. Denn alle diese Themen sind groß und manchmal schwer, niemand sollte mit ihnen alleine sein. #girlsforgirls